Gertrud Kurz wuchs als Tochter einer Textilfabrikanten-Familie in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Nach einer Handelsschule in Neuenburg besuchte sie eine Frauenbildungsschule in Frankfurt. 1912 heiratete sie, ihr Mann wurde Rektor des Progymnasiums in Bern. Nach jahrelangem Einsatz für ihre Familie begann sie sich für soziale Anliegen zu engagieren. Ihr Haus wurde zu einer Anlaufstelle für Bettler und Landstreicher.
Nach der sogenannten «Kristallnacht» (Reichs-Pogrom-Nacht) im November 1938 setzte sie sich für Flüchtlinge ein – zunächst privat und danach, während des Zweiten Weltkrieges, in ihren Organisationen. Im Sommer 1942 intervenierte Getrud Kurz bei Bundesrat Eduard von Steiger gegen die Grenzschliessung. Mit ihrer aufopfernden Flüchtlingsarbeit sorgte sie für einen Kontrapunkt zur restriktiven schweizerischen Flüchtlingspolitik.
Getrud Kurz blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv und setzte sich beispielsweise 1956 für die Ungarn-Flüchtlinge ein. Aus ihrer Hilfswerkarbeit entstand der Christliche Friedensdienst (cfd). Die nach ihr benannte Stiftung setzt sich bis heute kritisch mit der aktuellen Flüchtlings- und Migrationspolitik der Schweiz auseinander.
Gertrud Kurz (* 15. März 1890 in Lutzenberg, Appenzell Ausserrhoden; † 26. Juni 1972 in Bern)